Am Mittwoch holt Corrado endlich sein Geld ab. Wir sind schon guter Dinge und freuen uns auf den bevorstehenden Törn der uns die Westküste Richtung Marsala hochbringen soll. Seit 2 Tagen herrscht allerdings noch Starkwind, der aber am Donnerstag nachlassen soll. Perfekt müsste man meinen. Dann kommts: wir werden von unserem netten 84-ig jährigen amerikanischen Stegnachbarn gefragt ob wir mitbekommen hätten, dass die Hafenausfahrt ab Donnerstag ausgebaggert wird, und darum für eine Woche geschlossenen werden muss. NEEIN das haben wir nicht mitgekriegt! Ausgerechnet diese E-Mail der Marina ist bei uns verloren gegangen. Das heisst wir können den geplanten Törn nicht antreten denn wir müssen rechtzeitig wieder im Ort sein, um den für die Schweiz erforderlichen Coronatest machen zu lassen. Da haben wir den Schlamassel, was nun?
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Mittlerweile ist Dienstag und wir warten immer noch auf Corrado. Macht aber nichts, ist ja sein Geld das nicht abgeholt wird. Ausserdem haben wir noch genug Arbeiten an Bord zu erledigen bevor wir Richtung Licata auslaufen wollen. Die Wassertanks werden gefüllt und die Bordtoiletten kräftig gespült. Der Motor wird gecheckt und das stehende und laufende Gut auf Bruchstellen überprüft. Dann winscht mich Thomas in den schaukeligen Mast, weil der Windgeber wieder mal nicht funktioniert. Ich montiere ihn ab und mache schnell noch ein Foto von oben. Auch das wenige Hafenleben ist interessant. Auf den ersten Blick tut sich nicht viel, es lebt jedoch eine aktive englische Seglercommunity ganzjährig auf ihren Booten. Ansonsten haben wir das Gefühl, dass wir die einzigen Touristen hier im Süden sind.

Sizilien wir kommen, endlich! Trotz all der administrativen Hürden, PCR Test, und Chaos am Flughafen Mulhouse haben wir es bis nach Marina di Ragusa geschafft. Die Sonne scheint, und im Gegensatz zum Wetter Zuhause herrschen herrlich sommerliche Temperaturen. Der Mietwagen am Flughafen Catania ist parat und bringt uns in 2 Stunden nach Marina di Ragusa.
Es ist Sonntag und wir kaufen gleich noch im Ort ein damit wir ein erstes Zmittag an Bord geniessen können. Unsere Yemaya sieht blitzsauber aus. Grazie mille Corrado! Yemaya hat den Winter im Wasser sehr gut überstanden.
Jetzt werden Pläne für den bevorstehenden Törn geschmiedet. Zuerst müssen/wollen wir aber noch die Checkliste von Ostern abarbeiten, um Yemaya top fit zu machen. Morgen wollen wir ausserdem mit Corrado die Bezahlung für die Bootsreinigung regeln.
Abflug in den Süden
Sizilien wir kommen, endlich! Trotz all der administrativen Hürden, PCR Test, und Chaos am Flughafen Mulhouse haben wir es bis nach Marina di Ragusa geschafft. Die Sonne scheint und im Gegensatz zum Wetter Zuhause herrschen herrlich sommerliche Temperaturen. Da ist es glatt nur noch halb so schlimm, dass wir in Catania eine geschlagene Stunde im Flugzeug sitzen bleiben mussten. Aus unerfindlichen Gründen waren die Treppen nicht aufzufinden, und die Busse blieben in den Tiefen des Flughafens verschollen. Schwamm drüber, der Mietwagen steht bereit und bringt uns in 2 Stunden nach Marina di Ragusa.
Es ist Sonntag und wir kaufen gleich noch im Ort ein damit wir ein erstes Zmittag an Bord geniessen können. Unsere Yemaya sieht blitzsauber aus. Da hat Corrado beim Putzen und Sand entfernen einen super Job gemacht. Grazie mille Corrado! Mit Erleichterung stellen wir fest, dass alles an Bord in bester Ordnung ist. Yemaya hat den Winter im Wasser sehr gut überstanden.
Jetzt werden Pläne für den bevorstehenden Törn geschmiedet (es soll Richtung Westen bis Marsala gehen). Zuerst müssen/wollen wir aber noch die Checkliste von Ostern abarbeiten um Yemaya top fit zu machen. Morgen haben wir mit Corrado abgemacht, damit wir seine Bezahlung regeln können.
Morgen ist auch noch ein Tag
Mittlerweile ist Dienstag und wir warten immer noch auf Corrado. Macht aber nichts, ist ja sein Geld das nicht abgeholt wird. Ausserdem haben wir noch genug Arbeiten an Bord zu erledigen bevor wir Richtung Licata auslaufen wollen. Die Wassertanks werden gefüllt und die Bordtoiletten kräftig gespült. Der Motor wird gecheckt und das stehende und laufende Gut auf Bruchstellen überprüft. Dann winscht mich Thomas in den schaukeligen Mast, weil der Windgeber wieder mal nicht funktioniert. Ich montiere ihn ab und mache schnell noch ein Foto von oben.
Auch das wenige Hafenleben ist interessant. Auf den ersten Blick tut sich nicht viel, es lebt jedoch eine aktive englische Seglercommunity ganzjährig auf ihren Booten. Ansonsten haben wir das Gefühl, dass wir die einzigen Touristen hier im Süden sind.
Am Mittwoch holt Corrado endlich sein Geld ab, und wir können den weiteren Reinigungsunterhalt von Yemaya mit ihm besprechen. Wir sind schon guter Dinge und freuen uns auf den bevorstehenden Törn der uns die Westküste hochbringen soll. Seit 2 Tagen herrscht allerdings noch Starkwind, der aber am Donnerstag nachlassen soll. Perfekt müsste man meinen. Dann kommts: unser netter 84-ig jähriger amerikanischer Stegnachbar fragt Thomas ob wir mitbekommen hätten, dass die Hafenausfahrt ab Donnerstag ausgebaggert wird, und darum für eine Woche geschlossenen werden muss.
NEEIN das haben wir nicht mitgekriegt! Ausgerechnet diese E-Mail der Marina ist nicht bei uns angekommen. Das bedeutet, dass wir den geplanten Törn nicht antreten können, weil wir rechtzeitig wieder im Ort sein müssen um den für die Schweiz erforderlichen Coronatest machen zu lassen. Da haben wir den Schlamassel, was nun?
Ein neuer Plan muss her
Der anfängliche Schreck über die durchkreuzten Törnpläne ist schnell überwunden. Wir wollen uns ja keinesfalls beklagen. Immerhin dürfen wir hier am Meer die warme Sonne und das Sommerwetter geniessen, während aus der Schweiz haarsträubende Wetterkapriolen gemeldet werden. Ausserdem empfinden wir es als grosses Privileg überhaupt nach Italien reisen zu dürfen. Wir wollen die Zeit hier im Süden auf jeden Fall nutzen und uns die Gegend näher anschauen.
Da wir ein Mietauto zur Verfügung haben, steht einer Fahrt Richtung Westen nichts im Weg. Also planen wir kurzerhand anstelle eines Segeltörns, einen Roadtrip zu machen. Die Gegend um Agrigent ist bekannt und soll sehr schön sein. Also buchen wir spontan am Montag für 2 Nächte eine Unterkunft in einem B&B. Bis dahin machen wir Spaziergänge in der Umgebung und geniessen des Öfteren auch das süsse Nichtstun unter der Sizilianischen Sonne.
Roadtrip statt Segeltörn
Am Montag fahren wir mit gefüllten Mägen gemütlich los Richtung Licata. Leider führt die wenig ausgebaute Strasse nur teilweise dem Meer entlang. Öfter müssen wir uns mit dem Ausblick auf die Plastikplanen der weitläufigen Gemüse und Fruchtkulturen begnügen. In Licata machen wir in der Marina einen Lunchstopp. Eigentlich hoffen wir Lupita und Martin von der Futuro Dos auf ihrem Boot anzutreffen, was aber leider nicht der Fall ist. Macht nichts, der Hafen ist auch so einen Stopp wert. Wir ziehen weiter nach Agrigento und checken als einzige Gäste im B&B Dimora dei Templi ein. Francesca, die Besitzerin ist super nett und gibt uns viele Besichtigungs- und Restauranttipps.
Wir sind begeistern von den vielen Sehenswürdigkeiten rund um Agrigent, dass ein UNESCO Weltkulturerbe ist! Auch den Ausflug zur Scala dei Turchi geniessen wir extrem. Vor allem auch weil wir praktisch alleine unterwegs sind, wo sich zu normalen Zeiten Touristenströme in Scharen tummeln.
Zufrieden fahren wir wieder zurück zu unserer Yemaya nach Marina di Ragusa. Die verbleibenden Tage geniessen wir mir Spaziergängen rund um den Ort, kleineren Arbeiten am Boot oder auch schlicht mit süssem Nichtstun. Die nächste Herausforderung erwartet uns dann kurz vor dem Heimflug. Wir müssen einen negativen Covid-19 Antigen Test vorweisen damit wir im Flugzeug überhaupt an Bord gelassen werden. Auch das klappt erstaunlicherweise hervorragend und so können wir am Sonntagmorgen problemlos den Flieger zurück in die Schweiz nehmen.
Kaum Zuhause in der Schweiz angelangt, schmieden wir schon Pläne für unsere «grossen» Segelferien im September. Schliesslich muss man Sehnsuchtsziele haben… Wenn du uns also bald nach Malta begleiten willst, stay tuned!

Alles Hoffen und Bangen hat nichts genützt; auch wir mussten wegen Corona aufs Reisen verzichten und Südsizilien sausen lassen. So bleiben wir an Ostern zugegebenermassen frustriert Zuhause. Yemaya muss sich noch etwas gedulden denn die To Do Checkliste muss nun auf die Sommersegelferien (dieses Jahr schon Mitte Mai) verschoben werden. Wir haben es uns dann aber doch nicht nehmen lassen wenigstens für ein paar Tage das Tessin zu besuchen (schon wieder). Die südliche Ferienluft und das Ausbrechen von Homeoffice und Co. hat einfach gutgetan.
Doch das Bangen geht weiter den die Corona Situation ist zurzeit unberechenbar. Trotzdem sehen wir dem Mai mit extrem viel Vorfreude entgegen.
Lust auf Ferienstimmung im Tessin?
… Oops… wir sind noch nicht soweit mit dem Bericht zu Vancouver Island. Schau bald wieder vorbei, der Revier-/Reisebericht ist bald verfügbar.
Mit Cartagena verliessen wir das spanische Festland und machten einen kleinen Schwenker zu den Balearen. Von den Inseln ging es anschliessend auf direktem Weg nach Barcelona und ins Herz von Katalonien. Was wir während dieser letzten Etappe auf dem Wasser und an Land alles entdeckt und erlebt haben, möchten wir dir in unserem 10. Reisebericht erzählen.
Route: Cartagena – Barcelona (Castelldefels)
Distanz: 417 sm (772 km)
Zeitraum: 26.08.2012 – 18.09.2012 (24 Tage)
Bevor wir jedoch unsere letzte Etappe in Angriff nahmen, wollten wir die ehemalige kartesische und römische Stadt Cartagena mit ihren Sehenswürdigkeiten entdecken.
Als Erstes durchstreiften wir die engen Gassen der Altstadt die fast unmittelbar hinter dem Hafen beginnen. Es war erstaunlich ruhig dort und trotz dem Schatten den die alten Häuser spenden unglaublich heiss. Daher verzichteten wir vorerst auf den beschwerlichen Aufstieg zur Burg „La Conception“ oder dem römischen Theater. Überhaupt waren nur wenige Touristen in den Gassen anzutreffen, die Spanier zogen vernünftigerweise ihre geliebte Siesta vor. Bei vielen Häusern am Fusse des Burghübels mussten die Fassadenmit Gerüsten gestützt werden, damit sie nicht zusammenfielen.
Schau dir hier den vollständigen Bericht an
Beim genaueren Hinschauen bemerkten wir das oft überhaupt nur noch die Fassade dastand. Der Rest des Gebäudes wurde abgerissen und befindet sich nun im Wiederaufbau. Nach einem ersten Rundgang durch die schöne Altstadt beschlossen auch wir uns für eine kurze Siesta auf Dschinni zurück zu ziehen. Am Freitag starteten wir dann zur eigentlichen Stadtbesichtigung mit anschliessendem Grosseinkauf im leider nicht ganz in der Hafennähe gelegenen Mercadona Supermarkt. Bevor wir allerdings die schweren Einkaufstaschen durch die halbe Stadt schleppten, stärkten wir uns bei einem Mittagessen in der mit Marmor belegten Calle Mayor und schauten dem geschäftigen Treiben zu. Den Besuch des Castel und des römischen Theaters verschoben wir erneut auf den nächsten und den letzten Tag unseres Aufenthalts in Cartagena. Tags darauf zeigten sich bei dem Spaziergang hinauf zur Burg „La Conception“ immer wieder neue Ein- und Ausblicke auf die Altstadt, den Hafen und das gebirgige Umland. Nun konnten wir auch die Rückseite der freistehenden alten Fassaden sehen und einen Blick auf die Marinebasis der spanischen Marine werfen. Grössere
Kriegsschiffe lagen nicht im Hafen, dafür wurden wir an einem Abend während unserem obligaten Apéro mit der Einfahrt eines
U-Bootes belohnt. Das war vielleicht ein überraschender Anblick! Nach dem schweisstreibenden Aufstieg zur Burg folgte der gemütliche Rückweg vorbei am römischen Theater und dem prächtigen Rathaus. Ein Spaziergang der sich sehr gelohnt hat, fanden wir, auch wenn die hochsommerlichen Temperaturen uns schon etwas zu schaffen machten. Unser letztes Abendessen vor dem Aufbruch am kommenden Tag genossen wir auf einer alten ausgedienten Fähre die als Freiluftrestaurant umgebaut war. Dann war unser Aufenthalt in Cartagena schon wieder vorbei und es blieben nur noch die Standardarbeiten übrig wie Wassertanks füllen, sämtliche elektronischen Geräte (Handys, Fotoapparate, MP3-Player etc.) laden, den Liegeplatzbezahlen und zum x-ten Mal von einem weiteren schönen Ort Abschied zu nehmen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück am kommenden Morgen liessen wir Cartagena achteraus. Noch bevor wir den vorgelagerten Industriehafen erreicht hatten, konnten wir die Segel setzten und Am Wind aus dem tiefen Landeinschnitt hinaus segeln. Der Wind kam später dann von Ost-Nord-Ost, was auch in etwa unserem direkten Kurs entsprach, doch mit der Hoffnung, dass er wie gemeldet mehr nach Ost bis auf Süd-Ost drehen würde, segelten wir genüsslich der allgemeinen Richtung Balearen entgegen. Die ganze Segelfreude wurde einzig durch den ziemlich starken Schwell getrübt der unsere Fahrt bremste und Dschinni immer wieder zu eigenartigen Bewegungen verhalf. Doch leider und wie schon befürchtet drehte der Wind nicht in die erhoffte Richtung, stattdessen schlief er am Abend vorübergehend fast gänzlich ein. Um der Dünung nicht ganz ausgeliefert zu sein, starteten wir den Motor und liefen für ein paar Stunden mit dem Krachmacher durch die dunkle Nacht in Richtung Ibiza weiter. Unser Autopilot erledigte seine Aufgabe tip top, und so konnte immer einer von uns versuchen ein paar Stunden zu schlafen. Man stelle sich vor wie es sich anfühlt, wenn kein Lufthauch geht, die Sonne den ganzen Tag das Boot aufheizt und dazu eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Da hatten wir wirklich das Gefühl als könne man die Luft in der Vorkoje (Schlafplatz von Thomas) quasi abschneiden. Leider kühlt es auch nachts nicht wirklich ab. So geschah es, dass mitten in der Nacht während Patrizia’s Wache, sich der gequälte Thomasdazu hinreissen liess die Decksluke etwa 2 cm zu öffnen um wenigstens ein klein wenig schlaffördernde Zirkulation in seine Koje zu bringen. Das Luk wurde durch das aufgebundene Dinghi abgedeckt. Dies gab Thomas das Gefühl, dass es schon einer Monsterwelle bedürfe damit etwas Wasser den Weg ins Boot finden würde. Doch man ahnt es bereits; es waren noch keine 5 Minuten vergangen, da kam sie dann die Monsterwelle von „sagenhaften“ 50 cm. Höhe und ergoss sich über den Kopf des Skippers. Um es kurz zu machen, Thomas wurde buchstäblich im Schlaf überrascht und reagierte verständlicherweise fuchsteufelswild. Er war enorm wütend, auf die vermaledeiten Wellen natürlich, aber am meisten auf sich selbst. Nicht nur er, sondern auch ein Teil vom Bett war vom Salzwasser pflotsch nass und musste so rasch als möglich klariert werden. Mitten in der Aufräumaktion und während des Kleiderwechselns, musste aber unglücklicherweise noch ein spontanes Ausweichmanöver von Patrizia gefahren werden. Da wir mittlerweile wieder unter Segeln liefen, brauchte sie die Mitwirkung des leidgeprüften Skippers. Ein echter Indianer kennt keinen Schmerz, und so sah man den immer noch salzgeduschten Skipper im Adamskostüm (aber ohne das Blatt) ziemlich genervt aber dafür hocheffizient mit der Winschkurbel die Genua und das Grossegel dicht hohlen. Es war ja eine stockdunkle Nacht und die Angst vor Paparazzo bestand auch nicht ernsthaft. Patrizia wagt es nicht lauthals loszulachen um die Stimmung nicht noch mehr in den Keller zu befördern.
Aber der Anblick war einfach köstlich! Die verbleibenden Seemeilen bis zu unserer reservierten Boje bei Espalmador (Insel zwischen Ibiza und Formentera) ging dann aber ruhig und geordnet zu Ende. Bei Espalmador wurden aus Naturschutzgründen (http://lifeposidonia.caib.es/user/index_en.htm) feste Bojen ausgebracht die per Internet reserviert werden können, was wir auch im Voraus getan haben. Leider gibt es aber überall Ignoranten die glauben die Welt gehört alleine ihnen, so auch die Bojen die zu dieser Stunde noch frei sind. Und so kam es, dass unsere Nummer 14 bei unserer Ankunft bereits belegt war. Die spanischen „Übeltäter“ waren ganz nett und versprachen sofort das Feld zu räumen sobald die Boje die sie selbst reserviert hatten, von einem anderen spanischen Besetzerfrei gegeben würde. Das Drama begann: während wir also geduldig kreisten, fuhren vier Männer mit dem Dinghi zu dem Boot welches ihre Boje belegt hatte. Die Verhandlung war aber nicht von Erfolg gekrönt und zu allem Überfluss gab der Aussenborder der Vier auf dem Rückweg noch temporär den Geist auf. Wieder beim Boot zurück wurde die Taktik geändert. In ihr Dinghi stieg eine attraktive mit einem farbenfrohen Bikini bekleidete Spanierin und brauste mit dem wieder funktionstüchtigen Dinghi erneut zu dem Übeltäter um diesen abermals dazu zu bewegen die Boje freizugeben. Wir kreisten immer noch, mittlerweile schon nicht mehr so geduldig. Zum Glück tauchte dann endlich der bereits vermisste Parkwächter vor Ort auf, klärte die Situation und auch der fehlbare Skipper war bemüht so rasch wie möglich die Boje frei zu geben. Nach der 30- stündigen
Überfahrt von Cartagena und 1.5 Stunden Kreisen in der Bucht konnten wir dann doch endlich festmachen und auf unsere Ankunft auf den Balearen anstossen. Der folgende Tag gehörte dem Faulenzen und dem Erkunden der Miniinsel Espalmador. Wir machten unser Dinghi klar und tuckerten zum Traumstrand. Bisher präsentiere sich uns Espalmador immer nur verlassen, weil wir nie in der Hochsaison hier waren. Deshalb waren wir auch ziemlich überrascht über die vielen Menschen die sich am rosafarbenen Strand tummelten. Immer wieder kamen uns Leute entgegen die von Kopf bis Fuss mit einer dicken grauen Schlammschicht überzogen waren. Auch viele FKK-Anhänger zeigten sich. Neugierig machten wir uns auf die Suche nach dem Schlammloch. Der Weg war einfach zu finden, wir mussten nur den grau zubetonierten Leuten entgegenlaufen. Wir fanden das Loch tatsächlich, mussten uns aber ernsthaft fragen welche Motivation die Leute hatten, dass sie sich in dem (übrigens verbotenen) Schlammloch wälzten. Offenbar waren sie der Meinung, dass die Kruste die Unzulänglichkeiten des meistens nicht gerade schlanken Körpers ausgleicht. Doch weit gefehlt, uns schaudert… die graue Masse modelliert perfekt und zeigt schlicht Alles! Wie auch immer, wir kehren mituntadeligem Badeanzug und nur mit unserer schön gebräunten Haut zurück zu Dschinni:-) . Anderntags hiess es früh raus aus der Koje den wir wollen unser Ziel Palma de Mallorca möglichst noch bei Tageslicht erreichen. Also verliessen wir um 05:00 Uhrmorgens als erstes Schiff die wunderschöne Bucht von Espalmador und setzten Kurs nach Mallorca.
Nach einer eher ereignislosen Überfahrt, knapp vor Einsetzen der Dämmerung konnten wir an unserem zugewiesenen Platz im königlichen Hafen Real Club Nautico in Palma festmachen. Wir bekamen einen Platz zwischen einer etwa 20 Meter langen Rennjachtmit dem passenden Namen „Container“ und einer etwa gleich langen Luxus-Motorjacht. Irgendwie fühlten wir uns schon ein wenig verloren zwischen den zwei Riesen. Aber was soll es, Hauptsache wir sind in Palma, das Plätzchen ist herrlich ruhig und wir können uns mit Patrizia’s Bruder Ruedi und Jörg verabreden, die für eine Woche in Soller Feriengeniessen. Wir waren ja schon oft auf Mallorca in Urlaub, doch das Pflichtprogramm, das Fahren mit dem historischen Zug von Palma bis in das Tal der Orangen nach Soller, hatte bisher in unserer Sammlung noch gefehlt. Das wollten wir schleunigst ändern, und so fuhren wir gemütlich mit dem altertümlichen Zug die herrliche Strecke zu den zwei Urlaubern nach Soller. Wir verbrachten den Nachmittag mit den beiden mit einer Besichtigung der Stadt, einem feinen Mittagessen und viel Tratsch. Dabei gelang es uns die zwei Landratten für einen ersten Segeltörn zu motivieren. Prompt war der folgende Segelausflug in die Bucht von Palma am nächsten Tag weder von schönem Wetter noch guten Windbedingungen begleitet. Schade, aber wir mussten den gemütlichen Ankeraufenthalt sausen lassen und nach zwei Stunden wegen einsetzendem Regen wieder umkehren. Das anschliessende „Iberische Zvieri“ an Bord fand dann aber schon wieder bei Sonnenschein statt. Der Einsatz der beiden Leichtmatrosen beim Setzten der Segel wurde durch genüssliches Zulangen am Cockpittisch wieder kompensiert.
Eigentlich hatten wir geplant unsere Reise bald via die Insel Cabrera und anschliessend der Ostküste entlang fortzusetzen. Aber das Wetter wurde immer unbeständiger und dazu kam ein äusserst starker Mistral der es verunmöglichte die schönen östlichen Buchten anzulaufen. Deshalb beschlossen wir kurzerhand noch ein paar Tage Palma zu geniessen und abzuwarten wie sich das Wetter entwickeln wird. Dabei erreichte uns eine Mail von Marina die mit ihrem Boot «Via con me» in Arenal im Hafen liegt. Marina ist eine Seglerkollegin die ebenfalls die ARC 2011 mitgemacht hat, und die wir unterwegs zurück nach Europa immer wieder mal angetroffen haben. Um uns ein wenig Bewegung zu verschaffen mieten wir Fahrräder und radeln entlang der Bucht von Palma auf dem Radweg nach Arenal. Die tollen Aussichten unterwegs überraschen uns, und auch Marina ist freudig überrascht über unser spontanes Auftauchen. Verständlicherweise waren unsere Beine ziemlich schwer nacheinem Nachmittag mit viel Tratsch und Weisswein als wir die 1-stündige Rückfahrt nach Palma unter die Rädernehmen mussten. Wieder ausgeschlafen setzten wir am nächsten Morgen den Kurs nach Santa Ponsa ab und liessen dort unseren Anker das letzte Mal auf dieser Reise fallen. Noch einmal im warmen Wasser schwimmen, die mittlerweile wieder auferstandene Sonne geniessen, und es uns einfach nur gut gehen lassen, war das Motto der letzten Tage. Dazu gehörte auch der freudig erwartete Besuch des Restaurants „Da Vinci“ im Hafen von Santa Ponsa. Die Enttäuschung war aber gross als wir feststellen mussten, dass anscheinend vor nicht allzu langer Zeit der Besitzer gewechselt hatte und der Nachfolger das gute Restaurant erfolgreich in den Ruin geführt hat. Also zurück auf Feld eins (mit dem Dinghi) und schauen was der ziemlich leere Kühlschrank noch hergibt.
Unsere Zeit lief immer schneller ab, wir hatten ja den Krantermin am Festland. Irgendwie fühlte es sich langsam so an als wenn wir nur das Ende herauszögerten. Doch wir wollten ja auch noch die restlichen Tage bis zu unserer Rückkehr in die Schweiz mit Ausflügen rund um Barcelona bereichern. Also setzten wir ein letztes Mal auf unserer Reise die Segel und peilten unsere Enddestination, den Hafen Ginesta (ca. 15 km südlich von Barcelona), an. Die Idee noch eine Nacht bei San Telmo zu verbringen liessen wir wieder fallen, denn der Schwell war extrem ungemütlich (diese Erfahrung hatten wir früher schon gemacht). Darum zogen wir es vor nach einem letzten feinen Lunch vor Anker (bzw. Boje) und einem Schwumm im Meer gleich weiter Richtung unserem endgültigen Ziel zu segeln.
Die ersten Stunden liefen wir noch unter Motor bis endlich ein schöner Wind aufkam der uns in 19 Stundennach Ginesta brachte. Alles lief bestens bis wir etwa eine Stunde vor dem Ziel einer Fischermarkierung ein wenig zu nahe kamen. Dies hatte zur Folge, dass wir ein Stück Styropor an einem Nylonfaden hinter uns herzogen. Beim Versuch uns von dem Teil zu befreien, riss auf einmal die Schnur und weg war unsere Begleitung. Mit der Ungewissheit was wir nun wohl alles nachziehen, brachten wir die wenigen verbleibenden Seemeilenhinter uns. Der Albtraum jedes Seglers tritt dann prompt ein als wir kurz vor dem Hafen den Motor starten wollten: es war dann nämlich lediglich ein unmotiviertes Schleifen zu vernehmen. Doch immerhin liess er sich nach dem zweiten oder dritten Versuch starten. Nochmal Glück gehabt! Hmmm, hat sich doch was Gröberes Inder Schraube verhängt, und was mag das wohl sein (eine dunkle Ahnung drängt sich auf)? Jedoch so kurz vor dem Ziel wollten wir uns nicht mit so nebensächlichen Fragen befassen, und so motorten wir zügig in den Hafen und machten an unserem zugewiesenen Platz fest. So sind wir nun also angekommen, am Ende unserer „Traumreise“…
Bevor wir aber zurück in unsere Heimat fliegen, wollen wir uns drei Ausflüge nichtentgehen lassen. Zuerst wollen wir das Hinterland der Costa Brava, erkunden, anschliessend reizt ein Besuch in dem hoch in den Pyrenäen gelegenen Andorra (keine Ahnung wieso wir ausgerechnet auf diese Idee kamen) und als Abschluss genehmigen wir uns noch eine Fahrt durch das Weingebiet des Penédes. Doch bevor wir mit all den Ausflügen loslegen konnten, wollten wir Dschinni einer gründlichen und nötigen Reinigung unterziehen. Dazu wurde auch die Achterkoje mit all den Ersatzsegeln, dem Blister, den Ersatzankern und allem sonstigen Gerümpel auf den Steg geschleppt und aussortiert. Das gab richtig Platz im Boot. Genau das war auch der Grund warum der grosse Segelsack mit unserem Piraten Blister auf dem Steg stehen blieb. Und das etwa zwei Tage lang. Bis wir auf einmal feststellten, dass der grosse weisse Sack fehlte. Super dachten wir, da fährst du ein riesiges Segel ein Jahr lang rund um den Atlantik spazieren, und ausgerechnet am Ende wird es durch irgendjemanden (fachgerecht) entsorgt/gestohlen. Wir griffen nach dem einzigen Strohhalm und erkundigten uns mit unseren beschränkten Spanischkenntnissen im Marina Büro über den Verbleib des nicht gerade zu übersehenden Sackes. Natürlich wussten die von nichts, aber sie schickten uns einen Marinero vorbei, der möglicherweise eine Idee hätte. Glücklicherweise hatten wir noch einen identischen Segelsack den wir dem Marinero zeigen konnten um sämtliche Unklarheiten zu beseitigen. Als dieser dann mit dem Fahrrad angebraust kam und den Sack sah, wurden die Augen gross und er musste grinsen. Ja Ja den Sack kenne er, und er könne uns versichern, er sei an einem „Safe place“. Ich könne ihn beim Büro der Marineros am anderen Ende der Marina abholen, sein Kollege erwarte mich. Skipper Thomas fährt also mit gemischten Gefühlen mit dem Auto dort vor. Der (wissend?) lächelnde Marinero empfängt ihn und überreicht ihm den vermissten Blistersack. Warum das Segel auf einmal am anderen Ende der Marina auftaucht bleibt für uns ungeklärt. Allerdings hatten wir den Eindruck, dass das grosse Segel ganz gut anderweitig Verwendung gefunden hätte.
Uff, nun hatten wir alles wieder komplett zusammen und wir konnten mit unseren Ausflügen starten. Als Erstes besuchten wir im Hinterland der Costa Brava (Katalonien) das nicht ganz 3000 Einwohner zählende Dorf Pals. Pals kommt vom lateinischen Palus und bedeutet so viel wie Sumpfgebiet. Beim Schlendern durch die historischen Gassen fiel uns auf, dass fast alle Häuser mit der sogenannten „Senyera“ der Flagge der Katalanen geschmückt waren. Aber nicht nur in Pals, auch in Peratallada, Besalu und überhaupt überall in der ganzen Region waren diese Flaggen allgegenwärtig. Über den schon fast übertriebenen patriotischen Flaggenschmuck rätselten wir, fanden aber nicht auf Anhieb eine Antwort. Aber es fiel uns auf unserer Weiterreise durch das Hinterland Kataloniens auf, dass auch in den Gewerbe- und Industriegebieten kaum Betrieb herrschte. Ist die Krise so heftig in Spanien angekommen? Sicherlich ist sie dies, doch der wahre Grund für die Beflaggung lag wie wir doch noch herausfanden daran, dass am 11. September der katalonische Nationalfeiertag begangen wird. Und die Katalanen sind nun mal ein sehr patriotisches Völkchen…Also dieses Rätsel wäre mal gelöst, nun wollten wir uns überraschen lassen was uns der Bergstaat Andorra zu bieten hat. Ziel war es eine schöne Wanderung in den Pyrenäen zu unternehmen, und etwas mehr von diesem uns unbekannten Land kennen zu lernen.
Wenn man mit dem Auto durch die fast menschenleeren spanischen Pyrenäen fährt und über den Zoll kommt, erlebt man fast einen Kulturschock. Zumindest ging es uns so…Wir werden empfangen von einem engen, schlauchartigen Tal vollgepackt mit Shoppingcentern, Tankstellen und architektonisch eher fragwürdigen Bauten. Andorra gilt als das Einkaufsparadies bei Franzosen und Spaniern, weil angeblich alles zollfrei sein soll. Natürlich sind in der Hauptstadt Andorras „La Vella“ dieselben Läden anzutreffen wie in Paris und Barcelona, nichts Neues also. Wir fragten uns wie sich eigentlich zollfrei und die EU verträgt. Nun die Lösung ist einfach, Andorra ist zu unserer grossen Überraschung kein Mitglied der EU. Überhaupt zeigt sich das politische Systemausserordentlich komplex und für uns ungewohnt. So wird das Amt des Staatsoberhaupts von zwei Personen geteilt. Zum einen vom aktuellen französischen Präsidenten (derzeit Francois Holland) zum anderen vom jeweiligen spanischen Bischof von La Seu d’Urgell (aktuell Monseigneur Joan EnricVives i Sicília). Diese zwei Personen üben jedoch eine rein repräsentative Aufgabe aus und haben einzig ein Vetorecht bei auswärtigen Angelegenheiten. Ein weiteres Unikum welches wir nicht mehr gewohnt waren: in den Restaurants darf noch geraucht werden! Das und die allgegenwärtigen Abgase in der einzigen verstopften Hauptstrasse trugen nicht gerade dazu bei, dass wir Seeleute uns hier sonderlich wohl fühlten. Doch wir warenbestimmt nicht zum Shoppen angereist, sondern weil wir in den Pyrenäen wandern wollten. Mit dem Mietautofuhren wir darum in eines der hochgelegenen Täler, vorbei an Skiliften und vor allem geschlossenen Hotels und Restaurants. Allem Anschein nach findet die Hochsaison hier hauptsächlich im Winter statt. Andorra liegt nur rund 2.5 Stunden von Barcelona entfernt und ist bei den Spaniern somit eine beliebte Skidestination. Unsere Wanderung führte auf rund 2000 müM durch den Naturpark von Sorteny. Es hat uns wirklich Spass gemacht wieder einmal über Stock und Stein zu wandern und die frische Bergluft einzuatmen. Eine nette 3-stündigeAbwechslung… Die weiteren Ausflüge in die wenigen höher gelegenen Gebiete Andorras waren auch ganz sehenswert. All das reicht aber nicht aus um uns später ein zweites Mal in den Zwergstaat zu locken.
Ernüchtert und zurück in Ginesta stand nun noch das bekannte Weinanbaugebiet des Penédes auf dem Plan. Im Penédes werden nicht nur kräftige Rotweine angebaut, nein es ist auch die Heimat des Cavas. Namen wie «Freixenet» und «Codorniu» sind weltweit bekannt und die Gebäude dieser Kellereien sind von aussenwunderschön zum Ansehen. Leider konnten wir keine der Kellereien besichtigen, weil wir entweder zu spät, die letzte Führung bereits begonnen hatte, oder alle Räumlichkeiten für eine grössere Hochzeit gebucht wurden. So kehrten wir halt zurück zu Dschinni ohne einen Tropfen degustiert zu haben. Den Cava gefolgt vom regionalen Rotwein geniessen wir dafür in nettem Ambiente in einem Fischrestaurant (zugegebener Massen nicht ganz passend) in Ginesta.
Und dann war es soweit. Unser Boot strahlte in neuem Glanz, die Segel waren abgeschlagen und unter Deck verstaut. Was noch blieb war die kurze Fahrt zum Travellift welcher Dschinni für die kommenden 6 Monate an Land hievt.
Das Rausheben geht schnell und wenig später ist Dschinni fachgerecht aufgestellt und fast bereit den Winterschlaf anzutreten. Was noch fehlte war die Reinigung des Unterwassers. Gemäss Vertrag mit der Werft beinhaltet das „Wintering“ das Hinausheben und Hineinstellen des Bootes, 6 Monate an Land sowie das „Washing“. Wir warteten also gespannt wann sich jemand mit dem Hochdruckreiniger zeigen wird, um mit der Reinigung zu beginnen. Doch es regte sich nichts und irgendwie kam es uns spanisch vor, dass niemand Anstalten machte mit dem Putzen zu beginnen. Um sicher zu stellen, dass diese Arbeit auch tatsächlich noch ausgeführt wird, erkundigten wir uns vorsichtig und scheinheilig bei den Marineros. Sogleich stellte sich heraus, dass mit „Washing“ lediglich die Miete des Hochdruckreinigers gemeint war. Das eigentliche Reinigen hätten wir gefälligst selbst zu erledigen. Thomas ist verständlicherweise sauer. Einmal mehr würde es sich auszahlen, dass man die Sprache des Gastlandes besserbeherrscht…
Doch es hilft nichts, das Tenü muss nochmal gewechselt werden, und los geht die schweisstreibende Arbeit. 2 Stunden später ist Dschinni von sämtlichen Muscheln, Algen und sonstigen undefinierbaren Gegenständen befreit und Thomas kann seinen rechten Arm praktisch nicht mehr heben. Doch zum Anstossen mit Weisswein reicht es noch und ausserdem kennt wie schon erwähnt ein echter Seemann (oder war es Indianer?) keinen Schmerz. Die dringend nötige Dusche macht den Skipper wieder salonfähig und wir können uns nach einer kleinen Stärkung Richtung Barcelona aufmachen, wo wir unsere letzte Nachtverbringen wollen. Wir fanden eine schöne Tapasbar mit Blick auf den alten Hafen und genossen ein letztes leckeres Abendessen in Spanien bevor wir in unser Hotel zurückkehrten. Am nächsten Tag war es dann soweit: EasyJet Flug Nummer DS1074 brachte uns zurück nach Basel, in die Heimat.
Nun sind wir also wieder Zuhause und für einmal geniessen wir den Komfort unsere Erlebnisse an einemrichtigen Schreibtisch mit immer genügend geladenen Notebook Akkus schreiben zu können. Aber die Gedanken schweifen immer wieder weit ab. Wo waren wir vor einem Jahr? Ach ja in Gibraltar, und dort warteten wir bis endlich der richtige Zeitpunkt kommt um in den Atlantik zu gelangen. Und danach, und dann, und wie gings weiter? ….. doch so wird dieser Bericht natürlich nie fertig und überhaupt können auch wir das Erlebte ja auch gemütlich in den vorangegangenen Berichten nachlesen. Aber ein wenig Statistik darf es denn doch sein: in den vergangenen rund 12 Monaten liess Dschinni 8153 sm im Kielwasser, war während 141 Tagen auf See unterwegs und lief 11 verschiedene Länder an. All diese Angaben sind in unseren 4 Logbüchern zu finden, die immer mehr oder wenige gewissenhaft geführt wurden.
Wo war es am schönsten und was muss man unbedingt gesehen haben? Die Antwort ist sehr individuell und ist schwierig zu beantworten. Thomas hält immer noch die Fahne für die Grenadinen hoch, doch dahinter folgen bald die BVI’s, die Azoren und natürlich die unendliche Weite des Atlantiks. Patrizia schwärmt ebenfalls für die Grenadinen, verliebte sich in Dominica und findet die Azoren ganz bezaubernd. Im Nachhinein hat aber für sie auch definitiv die Überquerung des Atlantiks einen unwiderstehlichen Reiz.
Mit diesem 10. und (vorübergehend) letzten Bericht von unserer Reise um den Atlantik möchten wir uns von all den treuen Lesern (und diejenigen die es noch werden wollen) verabschieden. Dschinni liegt im Winterschlaf und wartet auf neue Abenteuer.
Wir sagen für einmal ganz einfach Tschau zämä bis zum nögschte mol
Patrizia + Thomas
Mitten im Nordatlantik erheben sich aus den Tiefen des Meeres die neun Vulkaninseln der Azoren. Was wir auf diesen portugiesischen Inseln und zuvor in dessen Hauptstadt Lissabon alles gesehen und erlebt haben, möchten wir dir in unserem achten Bericht erzählen. Und somit gilt es wieder einmal: nimm dir Zeit (wo auch immer du bist), lehne dich zurück und lass deine Gedanken 3000 km westwärts schweifen. Dschinni befindet sich seit dem 29. Mai auf den Azoren wo sie nach der Überführung durch Skipper Hajo in bestem Zustand deponiert wurde. Wir wollten endlich wieder unsere kurz unterbrochene Reise fortzusetzen, und reisten Mitte Juli mit einem Stopover in Lissabon auf die Insel Faial nach Horta. Da es aus der Schweiz keine direkten Flüge zu den Azoren angeboten werden und wir Lissabon sowieso schon lange im Visier hatten, nutzten wir die günstige Gelegenheit für einen Kurzaufenthalt in dieser tollen Stadt
Route: Lissabon – Faial – Santa Maria
Distanz: 260 sm (481 km)
Zeitraum: 12.07.2012 – 06.08.2012 (25 Tage)
Am ersten Tag in Lissabon ratterten wir in erster Linie kreuz und quer mit den alten Trams durch die City. Quälen diese sich einen der 7 Hügel hoch, kommen die altertümlichen Gefährte ganz arg ins Schwitzen, und bei der anschliessenden Abfahrt sind es die Bremsen, die zum Teil lautstarke Geräusche von sich geben. Vom Castelo de Sao Jorge genossen wir einen fantastischen Rundumblick über die Stadt und den Tejo. Beim Wandeln auf der Wehrmauer wurden wir von einem Gitarrenspieler begleitet, und es kam uns vor als befänden wir uns ein paar Jahrhunderte in die Vergangenheit zurückversetzt. Wieder zurück in der Gegenwart schlenderten wir durch die Gassen und Einkaufsstrassen der portugiesischen Hauptstadt und genossen unterwegs unser verdientes Almoço auf dem Praça do Comércio. Bevor wir unsere müden Beine im Hotel ausstrecken konnten, durchstreiften wir noch das Bairro Alto bei Tageslicht. Dabei handelt es sich um das Ausgehquartier von Lissabon wo sich unzählige Restaurants, Bars, Weinstuben, Fado Lokale und einige zwielichtige Spelunken abwechseln. Hier wurden wir auch jeden Abend fündig und konnten die lokalen Fisch und Fleisch Spezialitäten kosten. Am zweiten Tag wurde das Transportmittel Tram gegen einen gelben Doppeldeckerbus getauscht.
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Zuerst fuhren wir durch die Quartiere ausserhalb Lissabons bevor wir an der Tejo Mündung im Stadtteil Belém ankamen. Hier besuchten wir als Erstes das Jerónimos-Kloster. Dieser beeindruckende Kalksandsteinbau mit -seinen reich verzierten Fassaden und Kreuzgängen faszinierte uns, und darf aus unserer Sicht auf keinen Fall bei einem Lissabon Besuch fehlen. Nur wenige Schritte entfernt steht des „Denkmal der Entdeckungen“. Es wurde 1960 anlässlich des 500. Todestags von Heinrich dem Seefahrer erstellt im Gedenken an all die Seefahrer und Missionare die von Portugal aus die Welt entdeckten. Dazu zählten unter anderem Vasco da Gama (1497 Indien) und Pedro Álvares Cabral (1500 Brasilien). Ein anderes Wahrzeichen von Lissabon, der Torre de Belém befindet, sich quasi gleich nebenan. Nach dem gut gelungenen Ausflug nach Belém bei schönstem Wetter, genossen wir nochmals eine „Trämli-Fahrt“ mit der nostalgischen Linie 28 hinaus zur Basilica da Estrela. Nach einem feinen Znacht im Bairro Alto liessen wir unseren letzten Abend auf dem Festland in der Hotelbar im 9. Stock hoch über Lissabon ausklingen. Ganz angenehm fühlten sich dabei die von der Bar zur Verfügung gestellten Fleece Decken an, die wir gerne annahmen. Die Temperatur und der zugige Wind in dieser Höhe fühlten sich doch noch ziemlich frisch an, minderten aber in keiner Weise die absolut sehenswerte Aussicht über die Dächer der Stadt und die Burg. Am kommenden Morgen hiess es früh aufstehen, denn bereits kurz nach 8 sollte uns der Flieger der Azoren Airline SATA, nach Horta bringen. Das vorbestellte Taxi stellte sich als schwarze Mercedes Limousine mit einem Schlips tragenden Chauffeur heraus. Stil muss halt sein… und dies für nur 14 Euro. Der Werbeslogan der SATA „The Atlantic and you“ fühlte sich irgendwie für uns passend an, doch leider wurde unser Flug stellvertretend durch die TAP durchgeführt.
Jä nu…. Pünktlich nach 2 1/2 Stunden Flugzeit in Richtung Westen landeten wir wohlbehalten auf dem kleinen Flugplatz der Insel Faial. Nun mag man denken der Flughafen sei ja klein und wenig frequentiert. Doch weit gefehlt; an ein Durchkommen in der Empfangshalle war fast nicht zu denken. Anscheinend kamen viele Portugiesen für die Ferien nach Hause um ihre Familien zu besuchen. Vor lauter Freude liessen sie ihr Gepäck gleich beim Ausgang stehen um die ganze Familie zu umarmen und blockierten so den Durchgang. Irgendwie schafften wir es aber doch noch mit viel Gedränge und Geschiebe den Flughafen hinter uns zu lassen und ein Taxi zur Marina von Horta zu organisieren. Nur wenige Minuten später liess uns der Taxischauffeur an der Hafenmole direkt vor unserer Dschinni aussteigen. Dabei hatten wir auch das erste Mal die Zeit die Umgebung richtig wahr zu nehmen. Blauer Himmel und Sonnenschein, eine leichte Brise welche die Boote leicht schaukeln lässt, grüne Wiesen und die bunten Häuser von Horta, was also will man mehr! Wir aber wollten vor allem erst mal auf unser Boot. Doch zuerst mussten wir mit unserem umfangreichen Gepäck die Decks von zwei grossen Segelyachten queren damit wir zu unserer Dschinni gelangen konnten. Diese lag nämlich im Päckchen an dritter und äusserster Position. Als dies alles geschafft war, konnten wir aber noch lange nicht mit dem „Dolce für niente“ beginnen. Dschinni befand sich zwar in gutem Zustand, aber dennoch konnte es den Polstern und anderen Kleidungsstücken nicht schaden sie schnellstens an der Sonne trockenen zu lassen. Vor allem die Cockpit Polster und Thomas‘ Segelschuhe kamen ziemlich angeschimmelt daher. Aber kurz in der Sonne ausgelegt und abgebürstet sah alles wieder aus wie neu und einsatzbereit. Unsere Pantry inkl. Kühlschrank erwartete uns zwar blitzsauber, aber logischerweise noch leer. Der Entscheid für ein erstes Nachtessen in einem der Restaurants viel uns daher leicht. Die Wahl der „Beiz“ war einfach, denn wer als Segler nach Horta kommt, und dies sind weit über sagenhafte 1000 Boote jährlich, hat zwingend zwei Dinge zu erledigen: Erstens: Im sagenumwobenen „Peter Café Sport“ einkehren, und Zweitens: sein Boot irgendwo an der Kaimauer mit einer Zeichnung zu verewigen. So kommt es, dass über Jahrzehnte tausende Bilder auf die Stege gemalt wurden.
Die Einen bestehen nur aus einem einfachen Schriftzug, doch die meisten sind aufwendig gemalte Bilder, oft wahre Kunstwerke. Wir haben auch tatsächlich bei unserem Spaziergang ins „Peter Cafe Sport einige Meisterstücke von uns bekannten Crews die vor uns die Insel angelaufen hatten, erkannt. Sehr aufregend und emotional! Auf der Terrasse des berühmten Treffpunkts aller Atlantiksegler genossen wir unser leckeres Steak und gleichzeitig den einmaligen Blick auf die Nachbarinsel Pico mit ihrem gleichnamigen 2351 Meter hohen ausnahmsweise unverhüllten Vulkan. Und… wir wagten einen Blick noch weiter gen Osten… denn das portugiesische Festland ist von hier etwa 1800 km entfernt und die Reise dorthin steht uns in den nächsten Wochen bevor. Doch alles zu seiner Zeit! Auf dem Rückweg hielten wir Ausschau nach einem Plätzchen für unser Dschinni-Logo, denn natürlich wollten wir uns ebenfalls verewigen. Zumal es angeblich Unglück bringen soll, wenn man dies unterlässt. Wir wurden in der Nähe unseres Liegeplatzes an der Aussenmole fündig und konnten mit unserer Arbeit beginnen. Gar nicht dumm, haben wir uns daheim schon mit den benötigten Farben und Pinseln eingedeckt. Da wir geplant hatten etwa eine Woche in Horta zu bleiben, waren wir mit dem Malen nicht pressiert, dachten wir. Eine Fehleinschätzung wie sich im Nachhinein noch herausstellen würde. Nebst den allgemeinen Vorbereitungsarbeiten für eine Weiterreise wie Einkaufen, Putzen, dem Überprüfen des gesamten Bootes, mussten noch ein paar wenige Reparaturen durch den örtlichen Yachtservice ausgeführt werden. Zum einen hatte der elektrische Windmesser auf dem Mast seinen Geist aufgegeben, und zum anderen konnte die Rollgenua nur mit enormem Kraftaufwand eingerollt werden. Da die erforderlichen Ersatzteile aber erst gegen Ende der Woche geliefert werden konnten, hatten wir Zeit um Faial ausgiebig zu erkunden. Als Erstes fuhren wir mit dem Mietwagen hoch zum bekannten Vulkankrater (Caldeira). Von hier aus hätte man einen wunderbaren Ausblick auf die umliegenden Inseln (Pico, Sao Jorge, Graciosa). Aber leider zeigte sich das Wetter von der bockigen Seite und so war der Ausblick nicht ganz so faszinierend aber dennoch beeindruckend. Nichts desto trotz umrundeten wir in einer rund zwei stündigen Wanderung die Caldeira. Oft waren dabei das grösste Hindernis die zum Teil mannshohen Hortensiensträucher, die den schmalen Gratwanderweg überwucherten. Überhaupt sind die hauptsächlich blauen aber auch weiss- und rosafarbenen Hortensien allgegenwärtig. Das verleiht den Inseln ein ganz eigenes Flair, obwohl, Patrizia kann den blassblauen Blumen nicht allzu viel Begeisterung abgewinnen, aber zu den Inseln passen die Sträucher allemal. Naja, Geschmackssache eben…Auch wir waren anfänglich der irrigen Meinung, dass der Name der Stadt Horta von den Hortensien abgeleitet wurde. Der wahre Grund für die Namensgebung liegt jedoch beim Flamen „Josse van Hurtere“, der im 15 Jh. mit vielen Landsleuten nach Faial kam um angebliche Bodenschätze abzubauen. Wir setzten also unsere Rundreise auf von Hortensien gesäumten Strassen fort.
Dann, am westlichsten Zipfel der Insel wechselte die Vegetation schlagartig und dramatisch. 1957/58 brach der Vulkan bei Ponta dos Capelinhos aus und verwandelte das Gebiet in eine Mondlandschaft. Die ganze Gegend ist von einem feinen schwarzen Vulkansand überzogen und bildet einen tiefen Kontrast zu dem blauen Meer und der wieder freundlich scheinenden Azoren Sonne. Ein Naturbadebecken aus Lavagestein rundet das ganze Ambiente noch zusätzlich ab. Nach einem Spaziergang zum Meer fuhren wir zurück nach Horta. Wieder im Hafen angekommen, wollten wir die nächste Farbschicht unseres Bildes auftragen. Die Grundfarbe war bereits trocken, es fehlte also noch das Logo und die Beschriftung. Da das Wetter allmählich typisch azorianisch daherkam, (unbeständig, wie in England nur wärmer) mussten die Malerarbeiten immer geschickt zwischen zwei kurze Regengüsse gelegt werden. Die Farbe trocknete natürlich auch nicht mehr so schnell und zu allem Übel blies der Wind immer wieder Steinchen und Schmutz in die frische Farbe. Obwohl wir unseren Werkplatz klar markierten hatten, mussten wir zudem befürchten, dass Spaziergänger aus Versehen auf das frisch gemalte Bild traten. Das Pinseln hatte aber auch einen spannenden Effekt: fast immer, wenn man sich mit Pinsel und Farbe abmühte, kam man sehr schnell mit anderen Seglern oder Interessierten ins Gespräch. So lernten wir unter anderem auch Christa und Pascal aus Genf kennen. Sie befinden sich momentan auf der Heimfahrt ihrer 14-jährigen!!! Segelreise rund um die Welt. Eine Leistung die wir gar nicht einzuschätzen wissen. Leider hatten wir nicht viel Gelegenheit um ausführlicher über ihre spannende Reise zu klönen. So, mittlerweile sind unsere Ersatzteile in Horta eingetroffen und bereit zur Installation. Der eigentlich geplante 10 Minuten Job stellte sich letzten Endes als das Tageswerk von Duncan und Luis heraus. Das Problem lag an drei festgefressenen Inbusschrauben die sich partout weigerten sich öffnen zu lassen. Als dieser „extended 10 minutes job“ erledigt, und die Segel von der Reparatur/Kontrolle retour und angeschlagen waren, mussten wir nur noch das Deck reinigen und Dschinni war wieder parat zur späteren Weiterreise. Doch wir wollten nicht gleich los preschen, denn da wir gerade so gemütlich in der Marina von Horta im Päckchen lagen, beschlossen wir die etwa 3 Seemeilen entfernte Nachbarinsel Pico mit der Fähre zu besuchen. Am nächsten Morgen zogen wir also mit dutzenden Familien und anderen Touristen los und enterten die Fähre. Allein schon die 30- minütige Überfahrt hat sich wegen der Aussicht gelohnt. Leider waren vor Ort alle Mietautos ausgebucht, also schnappten wir uns beim Touristenbüro von Magdalena zwei ein wenig in die Jahre gekommene Mountainbikes. Die beiden Räder waren schon ziemlich angerostet doch funktionierte alles (inkl. Bremsen!) fast einwandfrei und der Spass schlug lediglich mit je 5€ für 6 Stunden zu Buche. Wie schon in Horta angekündigt, sollte es in Madalena eine grosse Prozession und einiges an Festivitäten zu sehen und erleben geben. Aha, darum auch die vielen Leute die nach Pico wollten… Es lag also schon viel Spannung rund um den Ort in der Luft, und alle lungerten erwartungsfroh herum, aber von den Festlichkeiten konnten wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel erkennen. Also radelten wir erst mal gemütlich bis sportlich ein Stück die Küste entlang. Die Strasse war gesäumt von Lavasteinmauern und immer wieder gab es Möglichkeiten bei kleinen Parkplätzen anzuhalten und die Aussicht auf Faial zu geniessen.
Oft fanden sich bei diesen Parkplätzen kleine Bars wo sich die Badenden der von der Lava gebildeten Swimmingpools mit Erfrischungen eindecken konnten. Bei Flut werden die Bassins mit frischem Atlantikwasser gefüllt, bei Ebbe erwärmt sich das Restwasser und ein Bad dürfte sehr angenehm sein. Wichtig scheint es uns, dass man die entsprechenden Badeschlappen trägt, weil man sich ansonsten an den messerscharfen Lavasteinen die Füsse ziemlich schmerzlich aufreisst. Mangels Sandstränden auf den Inseln wird dieser Form des Badevergnügens extensiv gefrönt und die Infrastruktur der Balinaeros naturales ist dementsprechend gut ausgebaut. Unterwegs entdeckten wir noch ein anderes sehr spezielles Transportmittel. Um seinem Labrador eine extra Portion Fitness zu ermöglichen, liess sich ein Portugiese von seinem Hund kilometerlang auf seinem Skateboard ziehen. Gefahr für Leib und Leben besteht dabei nicht, denn der Verkehr auf dieser ruhigen Insel hält sich stark in Grenzen. Hinter den unzähligen Lavasteinmauern befinden sich die sogenannten Moroiços. Moroiços sind aufgetürmte Wälle von Lavagestein, die die Reben vor dem meistens kräftigen Wind schützen sollen. Auf Pico wird sowohl ein weisser- wie auch ein roter Wein hergestellt. Der Rotwein ist eher leicht und süffig, uns hat er gar nicht mal schlecht gepasst. Wieder zurück im Städtchen stellen wir fest, dass sich die Leute rund um die Kirche versammelt haben, und auch wir warteten gespannt was nun passieren wird. Punkt 15:30 Uhr marschierte die Dorfmusik zur Kirche, der Vormann hatte einen kurzen Plausch mit dem Herrn Pfarrer und setzte danach den Weg weiter fort durch das Städtchen. Abgesehen von der Musik war es fast totenstill im Ort, das kam uns dann doch ein wenig seltsam vor. Wir dachten bei dem Fest handle es sich um ein freudiges Ereignis. Hmm… Ja und weil auch nach dem Auftritt des Dorforchesters nicht mehr Leben in die Bewohner kam, beschlossen wir mit der nächsten Fähre nach Horta zurück zu kehren. Diesmal wurde uns auf der Fähre neben dem tollen Panorama noch eine spezielle Attraktion geboten. Kurz bevor wir in den Hafen einliefen, schoss ein Jetski der Fähre entgegen und fing an über die produzierte Heckwelle zu springen. Das zog natürlich die Blicke der Passagiere auf sich. Aha, da wollte wohl jemand auf sich aufmerksam machen. Dies gelang spätestens als der Jetskifahrer auf einem Bein stehend einen Schwan vorführte. Und unser Wassersportler war nicht nur ein guter Balletttänzer, er war anscheinend auch auf dem Fitnesstrip. Mit den Füssen steuernd fing er an Rumpfbeugen zu machen und demonstrierte auf seinem Jetski dahinschiessend allerlei sonstige Verrenkungen. Das Ganze wohl verstanden in halsbrecherischem Tempo und nur wenige Meter neben der Fähre. Der Applaus war ihm sicher und hätte er am Anlegesteg gestanden und sich bei den Gästen bedankt, er hätte sicherlich den Einen oder Anderen Batzen als Gage bekommen. Im Hafen angekommen, hatten wir es nun eilig denn wir mussten das gute Wetter zur Fertigstellung unseres Bildes nutzen. Nachdem endlich unsere beiden Namen und das Schweizerkreuz aufgemalt waren, durften wir stolz auf das fertige Werk blicken. Über 5 Tage hatten wir gebraucht um alles fertig zu stellen. Andere Segler klagen vom selben Schicksal denn bei dieser Arbeit ist man doch stark vom Wetter abhängig.
Nun konnten wir auch guter Dinge unsere Weiterreise antreten. Geplant war am nächsten Tag ein kurzer Schlag zur 20 Seemeilen entfernten Insel Sao Jorge in den Hafen von Velas. Glücklicherweise befolgten wir ausnahmsweise den Rat des Revierführers und versuchten einen Liegeplatz in der kleinen Marina zu reservieren. Die Marina war komplett belegt und der Hafenkapitän entschuldigte sich wortreich, dass er uns nicht noch irgendwo reinquetschen kann. Weil der Wind angeblich demnächst dauerhaft nach Nordosten drehen soll, verschoben wir unsere Abfahrt um einen Tag, liessen Sao Jorge aus und wählten stattdessen neu unser Ziel im Nordosten, Angra do Heroismo auf der Insel Terceira. Der Trip sollte um die 70 sm lang sein, wir rechneten also mit einer ca. 12-stündigen Fahrt. Gemäss dem Wetterbericht waren achterliche Winde bei Windstärke 3-4 Bft. angesagt. Wie so oft kam es anders…
Die Richtung stimmte wohl, und gelegentlich pfiff es auch mit 3-4 Bft, doch meistens waren wir bei Bft. 5-6 und heftigen Böen mit einem ruppigen Wellengang aus allen Richtungen unterwegs. So hatten wir uns unseren ersten Schlag innerhalb der Azorengruppe eigentlich nicht vorgestellt. Aber was soll‘s, man muss das Wetter nehmen wie es kommt und das Beste daraus machen. Etwas anderes Positives konnten wir dafür dem dauernd wechselnden Wind abgewinnen: an diesem Tag hatten wir so viel in unterschiedlichen Variationen ein- uns ausgerefft wie in den vergangenen 10 Monaten nicht zusammen. Auch unsere reparierte Rollgenua liess sich nun so gut einrollen, dass Thomas seine anschliessenden Rückenschmerzen schon fast vermisst. Belohnt wurden wir auch noch durch zwei Delfinschulen die uns begleiteten. Der Versuch die Meeressäuger bei ihren Sprüngen zu fotografieren misslang wie immer kläglich. Ausser einer Serie mit Wasser in allen Schattierungen ist Thomas kein Schnappschuss gelungen. Und fast hat man den Eindruck die Tiere lachen einem noch aus bei dem eifrigen Versuch ihr Spiel zu knipsen. Ein wunderbares Erlebnis ganz nah am Boot! Die Azoren sind für ihren Reichtum an Delfinen und Walen bekannt und in allen Häfen werden Whalewatching Touren angeboten. Und so kommt es, dass überall Poster zur Bestimmung der Tiere kostenlos abgegeben werden. Mit Hilfe diese Poster versuchten wir die genaue Art zu bestimmen die wir gesehen hatten, was sich aber als gar nicht so einfach herausstellte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei den gesichteten Delfinen um den „ Atlantic spotted dolphin“ handelte, schätzen wir aber recht gross ein. Nach 12 Stunden und 85 geloggten Seemeilen legten wir bald darauf glücklich und zufrieden (und im Regen) in der Marina von Angra do Heroismo auf Terceira an.
Auf das Städtchen Angra do Heroismo waren wir sehr gespannt, denn es steht seit 1983 auf der Liste des UNESCO Welterbe und war zwei Mal für kurze Zeit die Hauptstadt von Portugal (inkl. Festland!). Wir wurden nicht enttäuscht. Das Zentrum konnte nach dem Erdbeben von 1980 sehr schön wiederhergestellt werden. Die bunten Häuser und Kirchen, wie sie fast überall auf den Azoren anzutreffen sind, steuern zur altertümlich angehauchten Atmosphäre bei. Wir staunen auch über die oft kunstvoll in Mosaik angelegten Plätze und Trottoirs. In vielen Strassencafés kann man gemütlich Sitzen, dem geschäftigen Treiben zusehen, und sich Gedanken machen was als nächstes auf dem Programm steht. Wir entschieden uns dabei mit einem Mietauto ein paar der landschaftlichen Sehenswürdigkeiten aufzusuchen.
Mit dem kleinsten Gefährt fahren wir die reizvolle Küste entlang bis in den zweiten Hauptort der Insel, nach Praia da Vitoria. Nach einem kurzen Stadtbummel, sowie einem Blick auf den Hafen inkl. Verpflegung setzten wir unseren Weg fort bis hoch hinauf zum Algar do Carvo. Hierbei handelt es sich um einen leeren 100m hohen Förderschlot eines Vulkanes. Offenbar existieren gerade mal 2 Vulkane dieser ganz speziellen Art (der zweite in Indonesien). Wir liessen es uns natürlich nicht nehmen den Abstieg in den Schlot zu wagen. Die Höhle entpuppt sich denn auch als faszinierend mit ihren grossartig ausgeleuchteten Nischen, der gewaltigen „Kathedrale“ und dem mystischen See. Die Feuchtigkeit die stetig um uns herum in der Luft ist, hält übrigens die Fledermäuse fern. Deren Sonarsystem wird nämlich durch die winzigen Tröpfchen völlig durcheinandergebracht und sie verlieren die Orientierung. Sehr zur Beruhigung von Patrizia treffen wir die heimische spezielle Spinnenart nicht an. (oder sehen wir die Tierchen einfach nicht, weil es zu dunkel ist?)
Nicht weit von der Höhle entfernt befinden sich die Schwefeldampfquellen von Furnas do Enxofre. Je nach Windrichtung bekommt man ob man will oder nicht, eine Nase voll Schwefeldampf verpasst. Wir machen den kurzen Rundweg um die Dampfschwaden und setzten dann unseren Weg der Küste entlang fort. Die wunderbaren Aus- und Tiefblicke ins Landesinnere und auf das Meer sind eine wahre Augenweide. Schnell sind mit Besichtigungen der Umgebung Angras, der Burg und der Insel wieder ein paar Tage vergangen und unser nächstes Ziel taucht am Horizont auf. Da sich für die kommenden Tage günstige Windverhältnisse angekündigt haben, hiess es am nächsten frühen Morgen Leinen los, und Kurs auf die Insel Sao Miguel nach Ponta Delgada, der grössten Stadt der Azoren. Für die 90 sm in südöstlicher Richtung sollten wir gemäss Wetterbericht einen angenehmen Halbwindkurs segeln können. Doch ihr ahnt es schon… Theorie und Praxis beissen sich offenbar und so durften wir hart am Wind bei erneuten Bft 5-6 (dafür endlich ohne Böen) durch die See stampfen. Nach 15 Stunden legten wir um Mitternacht in Ponta Delgada am Reception Steg bei dröhnender Musik an Abgesehen davon das sich Dschinni mühelos bei konstanter Krängung den Weg durch die Wellen gepflügt hat, passierte nicht all zu viel. Doch plötzlich kommt Aufregung ins Boot: Patrizia sichtet kurz vor dem Bug zwei dunkle grosse Schatten die immer heller werden, dann einen Sprühnebel und die weissen Bäuche eines Walpärchens queren ein paar Meter vor uns Dschinns Bug um dann wieder in der Dunkelheit des Atlantiks zu verschwinden. Der Adrenalinspiegel geht hoch denn wir wissen nicht so genau wie wir uns verhalten sollen falls wir an Wale geraten. Thomas glaubt übrigens nicht so richtig das Patrizia was gesehen hat. Pfffff, das ist ja nur der Neid! Der Respekt vor den riesigen Meeressäugern kommt nicht von ungefähr. Seit wir die verschiedenen Arten der Tiere in Grösse und Vorkommen in der Gegend hier auf dem toll illustrierten Poster gesehen haben, wissen wir das zBsp. der Blauwal bis 27m lang und bis 120 Tonnen schwer werden kann. Zum Vergleich: unsere Dschinni, hat eine Länge von 13m und wiegt 10 Tonnen. Wen beschleicht da nicht ein mulmiges Gefühl bei solch einem Anblick oder der blossen Vorstellung davon? Der erste Rundumblick am nächsten Morgen brachte etwas Ernüchterung. Ponta Delgada scheint nicht viel mit den anderen von uns besuchten Orten auf den Azoren gemein zu haben. Das angenehme Kleine Beschauliche welches wir in Horta und Angora so zu schätzen gelernt haben, wurde hier durch ein völlig anderes Stadtbild ausgetauscht. Eine moderne anonyme Hafenanlage mit Hochhäusern im Hintergrund ziert auf der einen Seite das Bild, auf der anderen sind es die Ladekräne für kleinere Frachtschiffe. Auf den zweiten Blick erkannten wir aber auch bald, dass es doch noch eine Altstadt zu entdecken gab und die Promenade rund um das Hafengelände angenehm lebendig war. Dies versöhnte uns ein wenig. Wir hatten diesen Ort nämlich als Absprungs Punkt für unsere Reise ans Festland gewählt. Ausserdem soll die grösste der Azoreninseln auch die vielfältigste sein. Doch bevor wir dies selbst rausfinden können, wird der Himmel immer schwärzer und der folgende starke Regen lässt erst wieder bei Einbruch der Nacht nach. Natürlich hat auch ein kräftiger längerer Regenguss Vorteile, so findet man doch wieder einmal heraus ob alle Luken und sonstigen Borddurchlässe noch dicht sind. Und siehe da, es war Handlungsbedarf angesagt, denn bald bildeten sich bei einigen Luken erste Tropfen. Das kam nicht völlig unerwartet denn das Reinigen der Scheiben und das Einmassieren von Silikon um den Dichtungsgummi wieder geschmeidig zu machen, gehört praktisch zur Wartung und Pflege. Gesagt getan… Mehr Kopfzerbrechen machten uns die Tropfen an der Decke gleich hinter dem Niedergang. Um dieses Problem zu lokalisieren musste zuerst die Deckenverkleidung abmontiert werden. Kaum war diese weg, sahen wir sofort wie sich die Tropfen ihren Weg entlang der Traveller schrauben in die Innenverkleidung bahnten. Hmm, das sieht aber nach mehr Arbeit aus! Hoch motiviert greift Thomas zum Engländer weil der passende grosse Schraubenschlüssel nicht auffindbar ist. Bald sind die vier Schrauben gelöst und mit einigem Gestöhne und anderen unschönen Tönen konnte der Traveller demontiert werden. Da es gerade mal nicht regnete, liessen wir alles schön austrocknen und besorgten uns beim Shipchandler in der Nähe eine neue Tube SIKA Dichtungsmasse. Mit erstaunlich wenig Geschmiere (klebrige und fast nicht mehr lösbare Dichtungsmasse) konnten wir den Traveller am Nachmittag wieder montieren. Nun gilt es noch auf den nächsten Regen zu warten um zu sehen ob auch alles dicht ist. Apropos Kopfzerbrechen: Thomas ist momentan ein etwas geplagter Mann in dieser Hinsicht. Eigentlich müsste man doch meinen er kennt mittlerweile die extra für ihn aufgestellten Fallen im Innenraum unseres Bootes. Dem ist nicht so, oder wie sonst würde man die verkrustete Kopfhaut erklären können? Vielleicht könnte der Deckensturz zur Vorkoje beim wöchentlichen dagegen schlagen ja einen Hinweis geben…
Für die nächsten Tage war schönes Wetter angesagt und wir nutzen die Zeit um unsere Wäsche zu waschen und vor allem zu trocknen, und Thomas‘ Haare zu schneiden (unter Berücksichtigung der kleinen Kopfwunden). Weil die öffentlichen Verkehrsmittel auf den Inseln nicht so viel hergeben, beschlossen wir wieder einmal per Mietwagen Sao Miguel zu erkunden. Unser erstes Ziel nach einem ausgiebigen Frühstück am kommenden Morgen waren die Schwefelquellen von Furnas. Der bekannte Ort wo es aus der Erde dampft und die Geruchsnerven strapaziert werden, liegt beim gleichnamigen See Furnas. Die Hauptattraktion für Touristen bilden aber eigentlich nicht die Quellen die ein wenig an den Yellowstone Park erinnern, sondern das Verpacken von Fleisch, Gemüse etc. in verschiedene Kessel und Töpfe die anschliessend in der Erde vergraben werden. Nach ein paar Stunden wird das Geschmorte wieder ausgegraben und an die zahlreichen Auftraggeber (Restaurants, Einheimische, Touristen) zum Verzehr abgegeben. Da unser Frühstück noch nicht weit genug zurück lag, wollten wir uns diesem zweifellos kulinarischen Genuss nicht widmen und begnügten uns mit dem Einkauf beim Fruchthändler vor Ort. Es ist ganz erstaunlich welche Früchte auf den Azoren anzutreffen sind. Neben den Bananen werden auch seit langer Zeit Ananas angebaut und diese schmecken ganz köstlich. Auch Kirschen, Melonen und Trauben sind anzutreffen, und so kommt es uns wirklich vor, als würden die Inseln von zwei Kontinenten das Beste vereinen. Die Strasse schlängelte sich hoch entlang über die oft schroffe Ostküste. Immer wieder treffen wir liebevoll erstellte und gepflegte „Miradouros“ an. Dabei handelt es sich nicht bloss um einen Aussichtsunkt mit Parkplatz, sondern die Anlagen sind eigentliche Parkanlagen inkl. unzählig fest installierter Grillstellen. Diese werden auch rege benutzt und es riecht immer ganz lecker nach Holz oder Fleisch. Überhaupt sind die Azoren für Grillfans ein guter Ort. In weiten Teilen der Inseln werden zum grossen Teil freilaufende Rinder gehalten. Dieses Super Bio-Fleisch zu echt spektakulären Preisen haben wir auch bald in der Metzgerei entdeckt und wir können ihm nur die allerbesten Noten ausstellen.
Kurz bevor wir unsere erste Rundreise beenden, besuchen wir noch die Teeplantagen bei Porta Formosa. Tee Anbau hat auf San Miguel eine lange Tradition, doch haben nur zwei Plantagen dauerhaft überlebt. Wir haben gelernt wie Tee angebaut, geerntet und verarbeitet wird. Für einmal war mal nicht Wein- sondern Teeeverkosten in der gemütlichen Teestube angesagt. Der Inselwesten wird von dem riesigen Vulkankrater bei Sete Cidades dominiert. Im Krater befinden sich jetzt die zwei Seen Laoga azul und verdhe sowie eine kleine Ortschaft. Der Ausblick vom Vista do Rei ist faszinierend. Links geht der Blick in den ehemaligen Krater, rechts frei hinaus auf die Weiten des Atlantiks. Nach einem Spaziergang durch das Dorf und entlang dem See setzten wir unsere Rundreise fort. Oberhalb Mosteiros knurrte uns dermassen der Magen, dass wir beschlossen an den Ort zum Meer hinunter zu fahren und uns in einem der spärlich gesäten Restaurants ein kleines Mittagessen zu genehmigen. Auch hier wie bereits auf den anderen Inseln fiel uns auf, dass bei vielen Häusern neben der Portugiesen- auch die Kanadische Flagge weht. Oft sind die Besitzer der Häuser nach Kanada ausgewanderte Portugiesen die hier auf den Azoren einen Ferienwohnsitz haben, wie uns der Reiseführer aufklärt. Auffällig ist jedenfalls dass sehr viele Einheimische ausgesprochen gut Englisch und auch französisch Sprechen. Immer wenn wir mit dem Mietauto unterwegs sind, packen wir die Gelegenheit beim Schopf und kaufen grosszügig in einem der lokalen Supermärkte ein. Gerade Wasserflaschen (zugegeben, auch der Wein kommt nicht zu kurz) und andere schwere Gebinde sowie die Möglichkeit Frischfleisch zu ergattern, will genutzt werden. Eine erste Ladung Verpflegung für die Überfahrt ist also sichergestellt. Mittlerweile hat sich ein konstantes Hochdruckgebiet über den Azoren aufgebaut. Dies hatte zur Folge, dass nur sehr wenig Wind vorhanden ist und sich der Zeitpunkt für die Überfahrt weiter verzögert. Wir hatten keine Lust mehr im Hafen von Ponta Delgada zu liegen, da dieser relativ unruhig und die Umgebung auch nicht sehr spektakulär ist.
Der Entscheid unseren Absprungs Ort nach Santa Maria zu verlegen viel uns daher sehr leicht, auch weil mittlerweile unsere Freunde Sybille und Markus vom Festland her mit ihrer Despina in Vila da Porto eingetroffen sind. Also springen wir am kommenden morgen früh aus den Federn und verlassen den Hafen mit der aufgehenden Sonne im Rücken. Die Überfahrt (54 sm) verlief nur insofern aufregend als dass wir wegen der anhaltenden Totalflaute den Wind aus dem Tank bemühen mussten. Dafür wurden wir belohnt indem wir grandiose “Flauten Fotos” schiessen durften. Nach 9 Stunden meldet sich Patrizia per Funk in der Marina Vila do Porto auf Santa Maria an und wird prompt angefragt ob wir die Freunde von Despina wären. Da wird einem doch gleich warm ums Herz, wenn man weiss, dass man erwartet wird! Tatsächlich steht Sybille bereits am Steg und nimmt unsere Leinen ab. Die Freude beim Wiedersehen auf allen Seiten ist riesig und die Einladung zum Glas Spumante und einem köstlichen Essen an Bord der Despina folgt auf dem Fusse. Man kann sich bestimmt vorstellen, dass es einiges zu erzählen, fachsimpeln und klönen gibt. Sybille und Markus haben die Reise zu den Azoren von Lagos am Festland gemacht. Von diesen Erfahrungen wollen wir natürlich für unsere eigene anstehende Überfahrt profitieren. Aufgrund eines passenden Wetterfensters entscheiden wir uns am kommenden Dienstag die 800 sm bis ans Festland in Angriff zu nehmen. Das lässt uns noch ein bisschen Zeit um den Ort Vila do Porto anzuschauen. Uns fällt dabei auf, dass die Häuser hier in etwas weniger gutem Zustand sind, und alles wirkt irgendwie verlassen. Die Ausblicke Richtung Meer sind aber wie fast überall, wunderschön und auch die Aussicht auf das kleine Städtchen vom Meer herkommend hat uns sehr gut gefallen. Dies werden aber wohl die einzigen Eindrücke von Santa Maria bleiben, denn wir haben vor unserer Abreise noch einiges zu erledigen. Thomas kocht zum Beispiel wie wild Gerichte vor, damit wir auch bei Lage möglichst bequem zum Essen kommen.
Die Vorräte müssen für ca. eine Woche aufgestockt werden, der Motor überprüft und Öl nachgefüllt werden, wärmere Klamotten werden rausgesucht und wo immer möglich wird Stopfmaterial zum Verhindern des leidigen Klapperns auf See angebracht. Dschinni ist aus unserer Sicht bestens gerüstet und so bleibt uns noch Zeit für ein Nachtessen und ein letztes Anstossen im Restaurant mit unseren Freunden. Während fast vier Wochen haben wir fünf der Azoren-Inseln besucht. Alle präsentierten sich unterschiedlich, alle hatten ihren speziellen Reiz. Wenn man sich gerne draussen bewegt, die Natur liebt und kein Problem mit dem zum Teil schnell wechselnden Wetter hat, sind die Azoren mit ihren netten und hilfsbereiten Bewohnern ein tolles Ferienziel. Sucht man dagegen Sonne, Strand und lauten Trubel, dann wird man hier sicherlich nicht glücklich. Uns hat es hier mitten im Atlantik auf jeden Fall sehr gut gefallen. Nun stehen uns ca. 800 sm (6-7 Tage) Segelreise bis ans portugiesische Festland bevor. Den genauen Ankunftsort wissen wir noch nicht (irgendwo an der Algarve), mal sehen wohin der Wind uns weht…Von der Südküste Portugals segeln wir dann langsam wieder zurück durch die Strasse von Gibraltar ins Mittelmeer. Was wir während der Überfahrt alles erleben dürfen, werden wir natürlich in einem weiteren Bericht dokumentieren. Und somit sagen wir wieder einmal….
Até logo Patrizia + Thomas
September 2011: die Seekarten vom Mittelmeer sind weggestaut, neu liegt vor uns die Karte der Strasse von Gibraltar sowie die der Südatlantikküsten Spaniens und Portugals. Doch bevor wir in die Weite des Atlantiks eintauchen, gilt es noch den Kampf mit der Strömung, der Tide und den starken Winden (vorzugsweise Levante = Ostwind) aufzunehmen, um die Strasse von Gibraltar zu durchfahren. Um den möglichst optimalen Zeitpunkt zu erwischen verbringen wir noch ein paar Tage in der neuen Marina von „La Linea“, etwa 100 Meter vor Gibraltar. Hier können wir in Ruhe auf die erste Etappe unserer Reise zurückzublicken.
… Oops… wir sind noch nicht soweit mit dem Bericht zur Bretagne. Schau gelegentlich wieder vorbei, der Revier-/Reisebericht ist bald verfügbar.